Crescent-Nebel NGC 6888 und Seifenblasen-Nebel ,     Sternbild Schwan                                       

Objekt 

 Der Crescent-Nebel NGC 6888 (rechts) ist ein sog. Wolf-Rayet-Nebel, denn der Verursacher ist ein sog. Wolf-Rayet-Stern im Zentrum des Nebels. Solche Sterne sind sehr massereich und heiß, und recht selten. Das besondere an ihnen ist, dass sie enorm starke Sternenwinde von bis zu 2000 km pro Sekunde erzeugen, wodurch sie in nur 10'000 Jahren eine Masse entsprechend der Gesamtmasse unserer Sonne verlieren können.
Die starken Sternenwinde erzeugen eine Stoßfront im interstellaren Medium und ionisieren die Gase, wodurch sie zum leuchten anregt werden. Die sehr starke UV-Strahlung des Wolf-Rayet-Sterns bringt die Gase zusätzlich zum Leuchten, sowohl in Halpha (Wasserstof = rot), aber besonders auch in OIII (Sauerstoff = türkis).

Der zweite Nebel auf dem Bild (Pfeil), der "Seifenblasen-Nebel" mit der Bezeichnung PN G75.5+1.7, ist ein sog. Planetarischer Nebel, der sich durch die "Explosion" eines Sternes am Ende seines Lebenszyklus gebildet hat. Dieser Seifenblasen-Nebel ist schwer zu beobachten. In einem Beobachtungsbericht habe ich gelesen, daß visuelle Beobachtungsversuche in den Alpen bei besten Bedingungen mit einem 24 Zoll - Dobson fehlgeschlagen haben. Auch fotografisch ist diese Nebelblase eine Herausforderung, was man schon daran ablesen kann, daß dieser Nebel tatsächlich erst im Jahre 2008 entdeckt wurde - übrigens durch einen Amateur-Astronomen. Dabei ist der nahe Sichelnebel ein sehr viel fotografiertes Objekt.
Der Seifenblasen-Nebel hebt sich nur äußert schwach vom Hintergrund ab. Bei meinen 15 Minuten belichteten Schmalbandaufnahmen konnte ich auch auf sehr stark gestretchten Einzelframes nichts von der Blase entdecken. Dabei weiß man ja wo man suchen muß. Erst wenn genügend Aufnahmen gestackt werden,kann man erkennen, dass da etwas ist. Aber ein auffälliges Objekt ist dieses "Etwas" dann auch nicht. Ich habe bei der Bearbeitung Klimmzüge machen müssen, damit man im fertigen Bild diesen Seifenblasen-Nebel auch erkennen kann.

IMan braucht für den Seifenblasen-Nebel wirklich gute Bedingungen, damit man eine Chance hat, ihn zu erwischen. Die Himmelsqualität, mit der ich zurecht kommen mußte, waren leider nur mittelmäßig gut, für meinen Standort aber typisch. Im Juni braucht man, vor allem bei OIII, nicht vor 23 Uhr anfangen. Um diese Uhrzeit zeigte das Sky Quality Meter eine Himmelshelligkeit von heller als 20 mags/arcsec² an. Der Himmel war noch nicht ganz dunkel. Um 23:30 h kam ich auf Wert 20,0, eine Stunde später dann auf etwa 20,5 bis 20,6. Das war dann aber auch schon der Maximalwert, der sich nicht mehr verbesserte.
Für den Blasennebel ist ein wirklich dunkler Himmel essentiell.

 Entfernung: ca. 5000 und 4000 Lichtjahre

Aufnahme-Datum 

 22. + 23. + 24. + 25. 6. 2020

Instrument bzw. Optik 

 TEC 140 + Originalflattener

Montierung 

 GM 2000 HPS

Kamera / Filter 

 FLI ML 16200 , T CCD = -30°C,   Filter: Ha 3,5nm (Baader), OIII 5 nm (Astrodon), R, G, B (Baader)

Beobachtungsort 

 Gartensternwarte Nersingen / Bayern

Belichtung 

 Ha: 12 x 15 Min, OIII: 17 x 15 Min, R, G, B: je 4 x 5 Min.  ( Gesamt: 8 Std. 15 Min.)

Bearbeitung 

 CCDStack2, Registar, Fitswork , Maxim DL, StarNet++, Photoshop ,

Bemerkung 

 Kein Guiding, mit Dithern "via Mount"

     Lage des Aufnahmefeldes
     (Astrometry.net)

   Bildmitte: RA = 20 h 13 min 22 sec.
                   DE = +38° 08' 47"

    Bildfeldgröße 1,49° x 1,2°
     = 3 Vollmonddurchmesser breit