Ermittlung der Rotationsdauer von Jupiter |
Auf Jupiteraufnahmen, die ich mit einem 5 Zoll-Apo-Refrakror
und einer ToU 740 - Webcam von Philips gemacht habe, sind im nördlichen Äquatorband
(NEB)
und im südlichen Äquatorband (SEB) Details wie Knoten
und Verdickungen erkennbar.
Bei zeitlich versetzten Aufnahmen ist eine durch die Rotation
des Planeten verursachte Verschiebung dieser Details deutlich zu erkennen.
Es wird hier der klassische Versuch unternommen, anhand
dieser Verschiebungen die Rotationsdauer von Jupiter zu ermitteln.
Das verwendete Verfahren soll elementar geometrisch sein. Das
bedeutet: Möglichst genaues Ausmessen der Details am Foto,
zeichnerische Darstellung des Planeten in Draufsicht zu den
entsprechenden Zeitpunkten und mit Winkelmesser den Rotationswinkel bestimmen.
Versuch 1:
Es wurden zwei Aufnahmen vom 21.1.02 herangezogen.
Bei einer Aufnahme von 21:44 h MEZ befindet sich im NEB
etwas links der Mitte ein dunkler Knoten (siehe Pfeil).
Dieser soll zur Bestimmung der Rotationsdauer herangezogen
werden .
Für den Vergleich wurde eine zweite Aufnahme von 22:46
h herangezogen. Die Zeitdifferenz beträgt 62 Minuten.
Bei einer Aufnahme um 23:30 h war der Knoten schon recht nahe
am rechten Rand, wodurch sich ein zu großer Winkelfehler ergeben kann.
Diese Aufnahme wurde deshalb nicht verwendet.
Zur besseren Auswertung wurden beide Bilder stärker
vergrößert und so bearbeitet, daß der fragliche Knoten deutlicher
hervortritt. Oberes Bild: 21:44 h MEZ Unteres Bild: 22.46 h MEZ Die Pfeile zeigen den für die Berechnung herangezogenen
"Knoten". Hinweis: Auf den Bildern ist der Mond Io bzw. sein Schatten zu sehen. |
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Die Bilder wurden ausgemessen und die Werte in eine maßstäbliche
Zeichnung eingetragen.
Die Vermessung der Zeichnung mit Lineal und Winkelmesser ergab
folgenden Wert:
In dem 62 - Minuten Zeitabschnitt von 21:44 h bis 22:46 h hat
sich das NEB des Planeten um 38,2° weitergedreht.
D.h.: Die Rotationsgeschwindigkeit beträgt 1,62 Min /° bzw. 584,3 Min / 360° = 9 Std. 44,4 Min / Umdrehung.
Fehlerbetrachtung:
Das Ausmessen der genauen Position des Knotens ist nur mit begrenzter Genauigkeit möglich.
Was die Zeiten betrifft, so wurden diese aus den Zeitangaben
der abgespeicherten Videodateien entnommen ( auf 1 Minute genau ).
Die PC-Uhr wurde mit einer Funkuhr verglichen. Die Zeitfehler
dürften gegenüber dem zuvor genannten Meßfehler aber vernachlässigbar
sein.
Bei Berücksichtigung möglicher Ungenauigkeiten
beim Ausmessen und der zeichnerischen Darstellung möchte ich für die Rotationszeit
eine
Fehlergrenze von etwa +/- 8% (
= +/- 46 Minuten ) angeben.Die
Rotationsdauer lt. Calsky
beträgt 0,41354 Tage = 9 Std. 55,5 Min.
Die von mir ermittelte Rotationsdauer weicht nur um -
11,1 Min. ( = - 1,9% ) vom korrekten Wert ab, der deutlich innerhalb der von mir abgeschätzten
Fehlergrenze liegt.
Überlegung zu Versuch 2:
Bei genauer Betrachtung der Aufnahmen vom 21./22.1.02 kann
man feststellen, daß bei Details, die sich nahe des Zentralmeridians befinden,
bei nur um 10 Minuten zeitversetzten Aufnahmen schon eine deutliche
"Verschiebung" erkennbar ist. Bei etwas Sorgfalt ist bei um 5 Minuten zeitversetzten
Aufnahmen der Rotationswinkel ( ca. 3° ) bereits auswertbar.
Besonders geeignet wäre hier sicherlich der "Große Rote Fleck" (GRF) im
südlichen Äquatorband.
Jupiter rotiert in knapp 10 Stunden einmal um seine Achse.
Unter geeigneten Bedingungen kann man 2 Tage später nach 5 Umläufen den
GRF wieder ungefähr in Planetenmitte beobachten. Unter
Zugrundelegung obiger Überlegungen ergäbe sich ein maximaler Fehler von 5 Minuten
für fünf
Umläufe oder 1 Minute für einen Umlauf.
Die Rotationsdauer von Jupiter könnte auf diese Weise
mit einem maximalen Fehler von +/- 1 Min.
ermittelt werden.
Versuch 2:
Für eine genauere Bestimmung der Rotationsdauer im
Sinne des zuvor Gesagten habe ich 2 Aufnahmen im Abstand von 2 Tagen gemacht.
Sie zeigen den sog. "Großen Roten Fleck". Die
Aufnahmen entstanden am 26.3.02 um 20h40 MEZ und am 28.3.02 um 22h00 MEZ.
Zur besseren Auswertung habe ich die Bilder etwas stärker
nachbearbeitet als sonst. Von beiden Aufnahmen ist nur der jeweils interessierende Bereich
abgebildet.
Die Striche markieren für die Auswertung wichtige Details. Für die Auswertung wurde die dunkle Stelle rechts vom Wirbel des GRF gewählt. Bei der unteren Aufnahme war das Seeing erheblich schlechter, aber die für die Auswertung wichtigen Details sind ausreichend deutlich erkennbar. |
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Die Bilder wurden ausgemessen und die Werte wie bei Versuch
1 in eine maßstäbliche Zeichnung eingetragen.
Die Vermessung der Zeichnung mit Lineal und Winkelmesser ergab,
daß die Winkeldifferenz der beiden Aufnahmen 11° beträgt.
Jupiter dreht sich in obiger Abbildung von links nach rechts
Zeitintervall = 49 Std 20 Min. = 2960 Min.
Gemäß Versuch 1 dreht sich Jupiter in dieser Zeit wie folgt: 2960 Min. / 584,3 Min.pro Umdr. = ca. 5,06 Umdrehungen.
Die tatsächliche Rotation gemäß den hier ermittelten Daten beträgt damit: 5 Umdrehungen - 11° = 1789°
Hieraus wird die Rotationsdauer für 360° ermittelt: ( 2960 Min. / 1789° ) x 360° = 595,64 Min/360° = 9 Std. 55,6 Min / Umdrehung.
Dieser Wert stimmt erstaunlich genau mit der Rotationsdauer lt. Calsky ( siehe oben ) überein !
Fehlerbetrachtung:
Der Meß- und Ablesefehler für die
ermittelte Winkeldifferenz von 11° wird mit +/- 3° ( entsprechend +/- 5 Min. ) angenommen.
Damit ergibt sich eine Fehlergrenze von
+/- 1 Minute pro
Umdrehung, was für Amateurmittel m.E. doch eine beachtliche Genauigkeit ist