Polarlicht am 30./31.10.2003

bei Ulm a.d. Donau

             Die Sonne zeigte in der letzten Oktoberwoche auffällig viele Sonnenflecken, weshalb ich am 28.10. Aufnahmen machte.

Sonne am 28.10.2003, 15:00 MEZ
5 Zoll Apo-Refraktor, Herschelprisma,
Nikon Coolpix 4500


Der markierte Sonnenfleck - rechts vergrößert - hatte nur knapp 3 Stunden vor dieser Aufnahme eine äußerst starke Eruption, einen sog. X-Flare, wobei Röntgenstrahlung emitiert und Materie ausgeworfen wird. Die Röntgenstrahlung bewegt sich mit Lichtgeschwindigkeit und kann nach wenigen Minuten von Satelliten registriert werden.

Die ausgeworfenen Teilchen erreichen nach 1-2 Tagen die Erde. Sie treten in Wechselwirkung mit den Strahlungsgürteln der Erde. Teilchen aus diesen Strahlungsgürteln gelangen in die Erdatmosphäre. Wegen des Magnetfeldes der Erde können die elektrisch geladenen Teilchen nur in den Zonen der magnetischen Pole in die Atmosphäre eindringen. Die dortigen Atome werden ionisiert und zum Eigenleuchten angeregt = Polarlichter. Sie treten in Höhen von ca. 100 - 1000 km auf.
Polarlichtern erscheinen haupsächlich in Grün und / oder Rot (sog. Sauerstofflinien).
  


Polarlichtbeobachtung nördlich von Ulm auf der Schwäbischen Alb nahe Breitingen:

Gegen 21 Uhr waren wir vor Ort. Der Himmel war klar und die Milchstraße deutlich im Zenit zu sehen. Das Thermometer zeigte -3° an.
Polarlichter sahen wir noch keine. Mir fiel aber auf, dass der Nordhorizont nicht absolut dunkel war, obwohl es inzwischen schon 21h30 geworden war. Die Aufhellung in Form eines schmalen Streifens bis dicht unter das Sternbild "Großer Wagen" war nicht zu übersehen. Die Sonne befand sich zu diesem Zeitpunkt rund 43° unter dem Horizont, also mußte die Aufhellung eine andere Ursache haben. Ich stufe sie schon als "Vorbote" des Polarlichtes ein.

Um 22h15 überlegten wir, wie lange wir noch bleiben wollten. Plötzlich sahen wir am Nordhimmel mehrere senkrechte weißliche Streifen, die sich bald auf über 90° ausbreiteten. Dann kam Farbe ins Spiel und der Himmel wurde rot, zuerst in NO, später auch bis SW. Die Farbe wurde sehr intensiv. Im Osten reichte die Erscheinung bis zu Castor und Pollux in den Zwillingen. Im SW schimmerte Vega in der Leier durch die roten Schleier hindurch. Das Ganze erreichte etwa 60° Höhe. Immer wieder erschienen weißliche senkrechte oder leicht schräge Streifen wie Gardinenvorhänge oder Beamer.
Ein weiteres eigenartiges Phänomen beobachteten wir: Es wurde um uns herum plötzlich stark dunstig mit einem schmalen Streifen Bodennebel, der vorher nicht da war. Der nördliche Horizont erschien noch aufgehellter als vorher. Es war eine mystische Stimmung.
Das ganze dauerte etwa 20 Minuten. Dann wurde das Leuchten schwächer, aber ein roter Schimmer, vor allem in NO, blieb noch einige Zeit. Dunst und Bodennebel waren nun auch wieder verschwunden.
Als wir gegen 22h40 abfuhren hatte sich der Himmel weitgehend mit Schleierwolken zugezogen.

Begin des Polarlichtes. Die ersten roten Schleiervorhänge zeigen sich. Auffällig die starke Horizontaufhellung
Der helle Stern links ist Vega in der Leier. Unten rechts das Sternbild "Großer Wagen".

Besonders helle Lichterscheinungen, verbunden mit Streifenbildung

Beide Aufnahmen: Pentax LX, Objektiv 2,8/20mm, Blende 5,6 / ca. 5 - 10 Sek., Elitechrom 400